In diesem Blogbeitrag geht es um eines der beeindruckendsten Organe – den Darm. Unser gesamter Verdauungstrakt beginnt eigentlich schon im Mund und endet im Ausgang vom Dickdarm, dem Anus. In diesem Artikel beschäftigen wir uns jedoch nur mit einem Überblick über den Darm, auch wenn vor allem der Mund eine weitere wichtige Rolle bei der Gesundheit unseres Verdauungstraktes und des gesamten Körpers innehat.
Weiterhin stellt der Darm unsere größte Barriere zur Außenwelt da. Unser Körper kommt nur in drei Bereichen (Lunge, Haut, Verdauungstrakt) mit Stoffen von außen in Kontakt und muss an diesen Barrieren dafür sorgen, dass nur Dinge in den Körper gelangen, die ungefährlich sind. Haben diese Bereiche eine erhöhte Durchlässigkeit (z.B. Leaky Gut Syndrom) ist dies mit verschiedensten Erkrankungen assoziiert. (1) Hierzu kommen wir später noch einmal.
Der Darm ist grob in die Abschnitte Dünndarm und Dickdarm gegliedert. Jeder Abschnitt hat eine eigene wichtige Aufgabe im Verdauungsprozess.
Dünndarm
Dieser teilt sich nochmal in mehrere kleinere Abschnitte und hat eine Länge von 3-5 Metern.
Einer dieser Abschnitte ist der Zwölffingerdarm, der sich direkt an den Magen schließt und in den die Ausgänge der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse münden. Auf diesem Weg geben diese beiden wichtigen Organe Substanzen für die Verdauung in den Darm ab.
Flach auf dem Boden ausgelegt hätte der Darm eine Fläche von über 500 m².
Dies kommt durch seine wellenartige Struktur (Darmzotten) und die feinen Härchen (Mikrovilli) auf der Oberfläche.
Diese Art der Oberflächenvergrößerung sorgt dafür, dass wir auf kleinstem Raum so viele Nährstoffe wie möglich aus unserer Nahrung resorbieren können. Nur so passt ein Organ von der Größe eines Fußballfeldes in unseren Bauch.
Folglich findet im Dünndarm hauptsächlich die Aufnahme von Nahrungsinhalten statt. (2)
Dickdarm
Der Dickdarm umgibt den Dünndarm wie ein Rahmen (s. Abb. 1). Er hat ein größeres Volumen und keine Falten (Darmzotten) mehr, da die Aufnahme größtenteils im Dünndarm abgeschlossen ist.
Hier verweilen die Speisereste sehr lange, während im Dünndarm eventuell schon die nächste Mahlzeit vorhanden ist. Der Dickdarm entzieht nun Wasser und produziert aus den Resten den Stuhl, welchen wir dann ausscheiden.
Ist das alles, was er kann? – Nein!
Der Dickdarm ist der Ort, in dem unsere Mitbewohner leben – Bakterien, Viren & Pilze, die wir zusammen unsere Darmflora nennen.
Der Großteil der Forschung hat sich bis heute mit der Bakterienflora beschäftigt, weshalb auch wir im folgenden Teil überwiegend auf den bakteriellen Teil der Flora eingehen.
Dort leben schätzungsweise 10 Billionen Bakterien, die 1-3 kg unseres Körpergewichtes ausmachen. (3)
Machen uns Bakterien, Viren und Pilze nicht krank?
Natürlich gibt es viele Krankheiten, die aufgrund von Bakterien, Viren und Pilzen entstehen. Haben wir jedoch die richtigen Bewohner in unserem Darm, sind sie wichtige Freunde, die sich mit uns entwickelt haben und viele Aufgaben für uns übernehmen. Gelangen diese Bakterien jedoch in andere Organe, wie z.B. das Blut, können sie dort unter anderem Entzündungen auslösen.
Ist das Gleichgewicht der Bakterien gestört, so kann dies verschiedene Verdauungsprobleme – von Verstopfungen bis Blähungen- hervorrufen. Stress, Antibiotika-Einnahmen, Nahrungsmittel, Umweltgifte und vieles mehr können dieses System stören und dafür sorgen, dass manche Bakterien das Feld räumen und andere sich zu stark vermehren.
Wobei helfen sie uns?
Die Darmflora produziert viele verschiedene Substanzen für uns, die danach in unser Blut gelangen oder über das sehr feine Nervensystem ihre Wirkung im Darm entfalten.
Somit erhalten wir von unserer Darmflora unter anderem zusätzliches Vitamin K, B-Vitamine, Serotonin, Dopamin und kurzkettige Fettsäuren.
Die Hormone, die unser Darm produziert, beeinflussen dann uns als Wirt und das Mikrobiom selbst. Darüber hinaus beeinflussen auch unsere körpereigenen Hormone die Bakterienzusammensetzung in unserem Darm.
Dies ist ein Beispiel für die häufige gegenseitige Unterstützung zwischen uns und unseren Mitbewohnern.
Durch die vielen freien Nervenenden (des Nervus Vagus), die in unseren Darm münden, haben unser Gehirn und unser Darm eine direkte Verbindung zueinander – die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Auch diese ist in beide Richtungen, also vom Gehirn zum Darm und vom Darm zum Gehirn wirksam.
Diese Achse kann unter anderem eine Rolle bei Depressionen, Parkinson und anderen psychiatrischen Erkrankungen spielen. Auf diesem Weg gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass die Zusammensetzung unserer Bakterienflora Einfluss auf unser Verhalten hat. (4,5,6)
Darm und Immunsystem – eine Partnerschaft fürs Leben
Wie oben schon mal erwähnt, stellt unser Darm eine große Barriere unseres Körpers dar. Folglich muss hier eine gute Abwehr bereitstehen, um Teile von außen abzuwehren. Deshalb sind in der Darmwand sehr viele Bestandteile des Immunsystems vorhanden. Dieser Zustand eignet sich aber auch gut zum Lernen, was Freund und was Feind ist. Aus diesem Grund werden Immunzellen in unserem Darm ausgebildet.
Wenn hier etwas nicht optimal funktioniert, dann ist das mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen und Störungen des Immunsystems verbunden. Allergien sind ein sehr prominetes Beispiel dafür. (7)
Was passiert bei einer Störung der Barriere? (Leaky Gut Syndrom)
Wird die Darmwand durch Ernährung, Stress, Schlafstörungen und andere Gifte wie Alkohol und Tabak beschädigt, wird sie durchlässiger und gibt Substanzen, die die Barriere eigentlich nicht überwinden dürfen, die Möglichkeit in die Blutbahn zu gelangen. Hierzu gehören Nahrungsbestandteile, Bakterien und andere Toxine.
Zum Schutz unseres Körpers wird das Immunsystem aktiviert. Da dieser Prozess jedoch sehr lange anhalten und bei jeder Mahlzeit erneut in Gang gesetzt werden kann, hat das oft eine dauerhafte Aktivität unseres Immunsystem und eine so genannte niedriggradige Entzündung zur Folge. Diese wiederum ist mit vielen verschiedenen Krankheiten assoziiert, da unser Immunsystem sehr gerne kurz und intensiv arbeitet, aber ungerne lange und unterschwellig.
Weitere Tipps für deine Darmgesundheit
Jeden Tag haben wir durch unseren Lebensstil und unsere Ernährung die Möglichkeit den Darm und damit unsere Gesundheit in die eine oder die andere Richtung zu beeinflussen. In diesem kurzen Artikel verdeutlichen wir, wie fundamental der Zustand des Darms für das darauf stehende Gebäude der Gesundheit ist. Unser Darm mit seiner Flora beeinflusst unser Immunsystem, unser Gehirn, unser Hormonsystem, unser Verhalten und vieles mehr.
Über die Evolution hinweg hat sich diese Symbiose entwickelt und mit Erfolg durchgesetzt. Daher ist es so wichtig diese auch heute zu unterstützen und nicht zu sehr auf die Probe zu stellen.
Ein gesunder Darm ist kein Hexenwerk! Wenn du mehr darüber wissen möchtest und konkrete Handlungsstrategien bekommen möchtest, dann komm zu unserem Vortrag am 20.07.2022. Hier erhältst du weitere detaillierte Hintergründe, Tipps für den Alltag, Ernährungsempfehlungen und vieles mehr, um deine Gesundheit optimal zu unterstützen.